Das Märchen von der kleinen Thekla Es war einmal ein kleines M ä dchen, das hie ß Thekla.
Eines Tages bekam die kleine Thekla von ihrer Mutter ein Spiegel geschenkt.
Die kleine Thekla freute sich sehr.
Wenn sie sich hinsetzte, schaute sie in den Spiegel, und wenn sie wieder aufstand, schaute sie wieder hinein.
Mal warf sie ihre Haare auf die eine Seite, mal auf die andere. Mal malte sie ihre Wangen mit Kohle an, mal schm ü ckte sie ihr Gesicht mit buntem Bl ü tenstaub. Glaubt es oder nicht, aber Thekla stand es wirklich, wenn sie sich so herausputzte.
Ich will auch so einen Spiegel haben! Ich will auch so sch ö n sein wie Thekla!, – kam eines Tages das kleine K ü cken weinend zu der Glucke gelaufen.
Was redest du denn da, meine Kleine! Ein Spiegel ist doch nichts f ü r V ö gelchen wie dich. Geh runter zum Bach, darin kannst du dich betrachten, so viel du willst, – antwortete die Vogelmutter.
Nein, ich will den Spiegel, den die kleine Thekla hat. Ich hab doch auch ein sch ö nes Gefieder! – Das K ü cken lie ß nicht locker.
Also flog die Vogelmutter los und schnappte der kleinen Thekla den Spiegel vor der Nase weg.
Nat ü rlich fing die kleine Thekla an zu weinen, und das aus vollem Halse. Sogleich machten sich ihre kleinen Freundinnen auf die Suche und brachten ihr jeden Spiegel, den sie finden konnten. Doch Thekla wollte keinen davon, sie wollte eben nur ihren eigenen.
Und wie ging es inzwischen unserem V ö gelchen?
Das V ö gelchen hatte den Spiegel mitten im Nest aufgestellt und warf sein Gefieder mal auf die eine, mal auf die andere Seite. Mal h ä ngte es sich eine Kirsche ü ber den Schnabel, mal schm ü ckte es sein Gesicht mit unterschiedlich gef ä rbten Bl ü tenbl ä ttern.
Am Abend war der Tag vergangen,
doch Thekla blieb im Leid gefangen.
Am n ä chsten Morgen erz ä hlten die Vogelfreundinnen der Glucke von der kleinen Thekla:
Soooo schlecht geht es ihr, soooo traurig ist sie. Gebt ihr doch den Spiegel zur ü ck!
Komm, lass uns der kleinen Thekla den Spiegel zur ü ckgeben, sie braucht ihn doch selbst, ihren Spiegel! – sagte die Vogelmutter zum K ü cken.
Nein! – Das kleine K ü cken schmollte.
Doch!
Und noch einmal:
Nein, sie hat ihr Kleid, ich den Spiegel!
Jetzt gib endlich den Spiegel heraus, wenn ich es dir doch sage!
Na gut, dann nimm ihn eben! Hast du wirklich geglaubt, ich w ü rde ihn nicht mehr hergeben? – sagte das K ü cken und warf den Spiegel in das G ä nsebl ü mchenfeld.
Kaum hatte es ihn geworfen, was meint ihr, was die G ä nsebl ü mchen f ü r ein Getuschel anfingen:
Kommt hierher, schnell, schaut doch, wie sehr mir dieses G ä nsebl ü mchen ä hnelt! – rief die G ä nseblume Bl ü tenwei ß den Nachbarg ä nsebl ü mchen zu. – Kommt doch her, sie ist bestimmt mein Zwilling!
Die G ä nsebl ü mchen reckten ihre H ä lse und schauten alle gemeinsam in den Spiegel.
Schaut, wie sehr sie auch mir ä hnelt! – rief die G ä nseblume Dottergelb.
Mir auch!
Mir auch!
Mir auch!
Mir auch! – riefen sie alle und begr ü ß ten im Spiegel ihre Zwillinge.
Kommt, lasst uns von jetzt an alle zusammen spielen und immer zusammen bleiben, – jubelte die G ä nseblume Bl ü tenwei ß den anderen G ä nsebl ü